Brüder im Geiste

Den heilsamen Sinn der jesuanischen Botschaft möchte die deutsche Autorin Katharina Ceming wieder entdecken. Dazu wählt sie einen ungewöhnlichen Weg: Sie betrachtet die Bergpredigt aus buddhistischer Perspektive.

"Zu lange wurde auf die Differenzen zwischen Christentum und Buddhismus geachtet", meint die Theologin und Philosophin Katharina Ceming bei einem Vortrag für das Katholische Bildungswerk Salzburg. "Dabei gibt es viele Verbindungen und Ähnlichkeiten zwischen diesen beiden Weltreligionen". Für Ceming liegen zentrale Anknüpfungspunkte im Heil und in der Heilwerdung des Menschen. Das Herzstück der Verkündigung Jesu ist die Bergpredigt, in der die Nächstenliebe, das Nicht-Vergelten und das Mitempfinden die wesentlichen Aspekte sind. Aber auch im Buddhismus ist das Mitempfinden eine ganz entscheidende Tugend. Die Lehre besagt, man solle bei denen beginnen, die man mag. Später solle man das Mitempfinden auf die Menschen ausweiten, die man nicht so gut kennt und in weiterer Folge auf alle Wesen.

Es beginnt also in uns selbst, denn solange ich nicht aus der Gewaltspirale aussteige, kann es keinen Frieden geben, sagt Buddha. Aber auch Jesus sagt: "Alle die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen". Der Ausgangspunkt im Buddhismus ist, dass sich der Mensch momentan in einer Unheilsituation befindet, deren Ursachen Gier, Hass und Verblendung sind. Erlöschen die Ursachen, so erlischt auch das Leiden. Bei Buddha und auch bei Jesus gibt es letztlich einen Weg aus der leidvollen Situation.

Ein Leiden des modernen Menschen ist, dass die Zeit manchmal schneller vergeht, als ihm lieb ist. Das hängt damit zusammen, dass wir zu wenig im Hier und Jetzt leben. "Versuchen Sie einmal eine Minute an einen Gegenstand zu denken", sagt Ceming. "Es wird Ihnen kaum gelingen". Die Kunst ist es, entstehende Assoziationsketten im Kopf zu durchbrechen und bei den Dingen zu sein. Eine kleine meditative Übung könnte beispielsweise die Konzentration beim Essen nur auf das Essen sein.