Sich berühren lassen

Kürzlich sprach der bekannte Benediktinerpater Anselm Grün bei einem Vortrag für das Katholische Bildungswerk Salzburg und dem Evangelisationszentrum Salzburg über Erschöpfung und das Finden neuer Kraftquellen.

"Erschöpft ist etwas anderes als müde", meint Pater Anselm Grün. "Beim Burn-out wird die Müdigkeit übersprungen." Man lebe häufig zu sehr nach den Erwartungen anderer und es werde zuviel Energie dafür aufgewendet, um die Fassade aufrecht zu erhalten. "Oft hilft auch eine Kur nicht, denn das Lebensmuster muss geändert werden", stellt Grün fest.

Deshalb möchte der Benediktinerpater und Autor mit seinen Büchern und Vorträgen Menschen wieder zu neuen Kraftquellen zu verhelfen. Welche inneren Quellen das sind, hängt vom jeweiligen Menschen ab. Mit ihnen in Berührung kommen kann man aber durch Meditation, Gottesdienst, Singen, Musik, die Natur oder auch durch bestimmte Rituale, denn Rituale sind etwas Spielerisches und nicht anstrengend.

Wichtig dabei ist, sich berühren zu lassen, denn: "Wo mich etwas berührt, komme ich in Berührung mit den inneren Quellen", erklärt Anselm Grün. "Müdigkeit ist die Unfähigkeit sich berühren zu lassen." Für Unsinn hält der Benediktiner allerdings esoterische Philosophien, die nach dem Prinzip "Du brauchst dich nur glücklich fühlen, dann bist du glücklich" argumentieren - das sei einfach zu wenig.

Manchmal ist es also notwendig, die eigenen Maßstäbe loszulassen, um neue Kraft zu holen. Dabei sollte aber der Perfektionismus nicht auf perfektionistische Weise ausgetrieben werden. In ganz schwierigen Situationen ist es manchmal sogar notwendig, sich davon zu verabschieden, wie man sich dachte, wie das Leben sein würde. Die Kunst dabei ist die "Wunden in Perlen zu verwandeln." "Ein Burn-out hängt nicht von der Arbeit ab, sondern von der Maßlosigkeit der Arbeit. Ein Burn-out ist aber auch eine Chance, sein Selbstbild zu verändern", so Anselm Grün.


C.H., Sept. 2011

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P. Dr. Anselm Grün, OSB, Wirtschaftsleiter der Benediktinerabtei Münsterschwarzach, Autor