Über den Umgang mit Kränkungen

Vor kurzem sprach die Gestalt- und Familientherapeutin Bärbel Wardetzki bei einem Vortrag für das Katholische Bildungswerk Salzburg über einen konstruktiven Umgang mit Kränkungsgefühlen. Kränkungen sind Mischungsgefühle aus Schmerz, Angst, Scham, Wut oder Rache. Am Ende der Kränkungsgefühle steht oft ein Beziehungsabbruch, wodurch wir Menschen verlieren, die uns sehr wichtig sind. Das Ziel ist aber nicht, alle Beziehungen abzubrechen, denn die Person wird man dadurch nicht los - man hat dann eine "Kränkungsleiche" im Keller. "Kränkungen hängen stark mit dem Selbstwertgefühl zusammen, denn jede Kränkung schwächt unser Selbstwertgefühl", stellt Wardetzki fest. "Manchmal tun wir Dinge, die andere kränken und wir merken es nicht einmal. Da kann man noch so vorsichtig sein."

Laut Wardetzki gehe es darum, einen Umgang zu finden, der einem hilft. Als erstes müsse man spüren, was die Bedürfnisse sind. Dabei kann es hilfreich sein, erst einmal auf Distanz zum anderen zu gehen. In weiterer Folge müsse der Mut aufgebracht werden, die Bedürfnisse auszusprechen: "Bevor wir interpretieren, sollten wir fragen. Denn eine Kränkung hat mehr mit uns selbst zu tun, als mit dem anderen." Man habe also eine Entscheidungsmöglichkeit, ob man in der Kränkung bleibt oder sich Alternativen überlegt. Im Grunde brauche es nach Wardetzki nur eines: "Eigentlich wollen wir vom Gegenüber nur Verständnis für unsere Verletzungen. Wir müssen aber formulieren, was wir brauchen, sonst bekommen wir es nicht."


C.H., Mai 2014

zurück zur Übersicht
Foto: Dr. Bärbel Wardetzki, Gestalt- und Familientherapeutin, München