Wie aus Erinnerungen Geschichten werden

Die Grenzen zwischen der kleinen Hanna im Film "Hannas schlafende Hunde" und dem Mädchen Elisabeth Escher von damals verlaufen fließend. Vieles von dem, was Hanna erlebt, spiegelt sich in der Kindheit der Autorin und ihrer Familiengeschichte wider.

Stark geprägt wurde Elisabeth Escher durch ihre blinde Großmutter jüdischer Abstammung, zu der sie ein sehr inniges Verhältnis hatte: "Wir haben uns gegenseitig Welten erschlossen." Die Enkelin beschreibt der Großmutter auf ihren Spaziergängen, was sie sieht und die Großmutter lässt die Enkelin durch ihre Erzählungen die Vergangenheit erkennen. Die Erfahrungen der Großmutter werden später ergänzt durch die Erinnerungen von Elisabeth Eschers Mutter, die in intensiven Gesprächen ebenfalls ihre Geschichte an die Tochter weitergibt. Aus diesen Puzzleteilen und Eschers eigenen Erlebnissen aus einer Kindheit, in der Täter und Opfer des Krieges Tür an Tür lebten, formt sich schließlich ein großes Ganzes, das - um fiktive Elemente erweitert - schließlich zum Roman und später auch zum Film "Hannas schlafende Hunde" wird.

Nicht nur ihrer Mutter und Großmutter möchte Elisabeth Escher mit "Hannas schlafende Hunde" ein Denkmal setzen, sondern auch jenen Menschen, die in totalitären Systemen leben mussten und müssen. Das Problem des Ausgegrenzt seins beschränke sich schließlich nicht auf die Zeit des Nationalsozialismus, sondern sei auch heute noch zu finden. Man brauche nur die Rhetorik der Politik zu betrachten, wo das Wort mitunter als scharfe Waffe eingesetzt wird.

Schon seit ihrer Kindheit hält Elisabeth Escher Erlebnisse schriftlich fest und macht eigene Geschichten daraus. Sie empfindet es als ihre Aufgabe, der Erinnerung nachzuspüren und schlafende Hunde in einer Gesellschaft der Verdrängung nicht unbeachtet zu lassen, denn, wie im Prolog von "Hannas schlafende Hunde" zu lesen ist, "Nichts ist so, weil es eben so ist."


C. K., Okt. 2016

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Mag. Elisabeth Escher im Gespräch mit Andreas Gutenthaler