50 Jahre Domwiederaufbau

Im Mai trafen sich auf Einladung des Katholischen Bildungswerkes Salzburg und des Dommuseums vier Menschen im Salzburger Kapitelsaal, um über die Zeit des Domwiederaufbaus zu erzählen. Das Zeitzeugengespräch moderierte Dr. Hans Spatzenegger, der ehemalige Leiter des Diözesanarchivs.

Prälat Prof. Dr. Johannes Neuhardt war im Oktober 1944 Mittelschüler und saß gerade im Luftschutzstollen, als die Nachricht von der Bombardierung des Doms kam. "Wäre die Bombe nur einen Meter weiter westlich eingeschlagen, hätte die Kuppel nur ein Loch gehabt", erzählt Neuhardt. "Es wurde aber ein tragender Bogen getroffen. Das hat die Kuppel zum Einsturz gebracht." Die Bombe hat nicht nur das Dach, sondern auch den Boden durchschlagen. Dadurch wurde die bis dahin unbekannte Krypta im Keller des Doms entdeckt.

Einen Monat nach der Katastrophe kam die Sozialarbeiterin Marieluise Schnizer nach Salzburg, um bei den Aufräumungsarbeiten zu helfen. Drei Jahre zuvor erlebte sie im Dom gemeinsam mit 12.000 Menschen die letzte Messe von Erzbischof Sigismund Waitz. Ebenfalls an ein großes Fest erinnert sich Rita Wopelka. Als Diözesanführerin der Katholischen Jugend war sie 1946 mit den Vorbereitungen für den Diözesanjugendtag betraut. Im Dom war nach der Entfernung des Schutthaufens eine Trennwand einzogen worden, damit war er zumindest teilweise benutzbar. Dies hielt aber 7000 Jugendliche nicht davon ab, mit Begeisterung am Fest teilzunehmen.

Als Letzter der vier Zeitzeugen kam 1952 der Bildhauer Prof. Mag. Hans Freilinger nach Salzburg. "Als 17jähriger zog ich in den Krieg und kam mit 19 als Kriegsinvalide zurück. Ich hatte kaum Berufskollegen. Die einen waren zu alt und die Jugend hatte man ausgerottet." Als Vorbereitung auf die Arbeiten an der Kuppel, machte Freilinger in Deutschland eine "Schnell-Ausbildung" zum Stuckateur, um dann unter schwierigen Bedingungen seine künstlerischen Fähigkeiten einfließen zu lassen. "Das Gerüst an dem wir arbeiten mussten, würde heute nicht mehr zugelassen werden", erzählt Freilinger.

Das Bombenattentat vom 16. Oktober 1944 forderte 245 Tote. Weil es vor dieser ersten Bombardierung zahlreiche Fehlalarme gab, wurden viele Menschen unvorsichtig und gingen fatalerweise nicht in die sicheren Luftschutzbunker. Der Pilot der die Bombe abwarf erklärte in den Medien, dass er wegen der künstlichen Vernebelung nichts sehen konnte.


C.H., Mai 2009

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Rita Wopelka, geb. Brandstätter, ehem. KJ-Diözesanführerin, Salzburg