Anerkennung im Fokus

Denkt man an Anerkennung, kommen auch verwandte Konzepte wie Toleranz, Respekt und Wertschätzung in den Sinn. Dass diese Werte speziell im pädagogischen Alltag von Relevanz sind, liegt auf der Hand. Und doch ist es schwierig, anerkennende Beziehungen auf Augenhöhe zu führen, wie die vielfältigen Ausführungen der 64. Internationalen Pädagogischen Werktagung in Salzburg letzte Woche gezeigt haben.

Probleme zeigen sich vor allem darin, dass menschliche Interaktion immer auch durch Machtverhältnisse geprägt ist, wie Barbara Friebertshäuser betonte. Menschen fühlen sich unterschiedlichen sozialen Milieus zugehörig und neigen dazu, Anerkennung nur ihresgleichen zuteilwerden zu lassen. Außenseitern bzw. sozial Schwächeren stehen sie oft kritisch und abwertend gegenüber. In der Beziehung zwischen SchülerInnen und Lehrpersonen zeigt sich die Machtproblematik besonders deutlich. Hier plädierte Jean-Luc Patry dafür, sich auf einer Metaebene der universellen Würde aller Menschen bewusst zu werden, was Toleranz aufgrund der Ebenbürtigkeit gleichsam zur Pflicht werden ließe.

Eine ähnlich kritische Haltung nahm Caritas-Präsident Michael Landau ein, der Anerkennung in einen größeren Kontext als den unmittelbaren schulischen Alltag stellte. Er erachtet es als eine Form der Anerkennung, Haltung zu zeigen und gegen würdelose Zustände im Umgang mit jenen an den Rändern unserer Gesellschaft aufzutreten.

Sabine Seichter betonte die Schwierigkeit, andere in ihrem "Anders-sein" anzuerkennen und gab zu bedenken, dass auch bei den größten Bestrebungen der/die andere nie völlig erfasst werden könne und immer zu einem gewissen Grad fremd bliebe. Hans Thiersch bezeichnete die Anerkennung des Menschen als Subjekt als einen Prozess, in dem es durchaus auch zu Rückschritten komme. Anerkennung in all ihren Ausprägungen sei eine Utopie, auf die wir uns zubewegten.

Was passieren kann, wenn fehlende Anerkennung nicht bewältigt wird, zeigte Heidi Kastner anhand von drastischen Beispielen aus ihrem Berufsalltag als Gerichtspsychiaterin. Bernhard Pörksen nahm eine weitere Bewältigungsstrategie in den Blick. Er referierte über die mediale Selbstinszenierung, die zu einer Idealisierung des Selbstbildes führt und das Selbstmarketing unserer heutigen Aufmerksamkeitsgesellschaft widerspiegelt.

Marianne Bauer sprach sich für einen anerkennenden Führungsstil in der Elementarpädagogik aus und berichtete aus über dreißig Jahren Berufspraxis. Es gehe im Prinzip darum, "das andere im anderen zu respektieren".

Schlussendlich beleuchtete Anton Bucher einen weiteren Aspekt der Anerkennung, den er in der Ehrfurcht sieht. Er berichtete von seinen Forschungsergebnissen aus diesem Bereich, die zeigen, dass der Begriff oftmals negativ konnotiert ist. Er sieht diese Zuschreibung in der Geschichte begründet, wo Ehrfurcht instrumentalisiert wurde um Menschen einzuschüchtern. Bucher hingegen setzt Ehrfurcht mit bewunderndem, sprachlos machendem Staunen gleich, mit Neugier für Dinge, die nur schwer mit dem Geist zu fassen sind.


C.K., Juli 2015

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Univ.-Prof. Dr. Anton A. Bucher (Präsident der Internationalen Pädagogischen Werktagung Salzburg)