Aufgaben auf beiden Seiten
Kürzlich gastierte der Publizist Heinz Nußbaumer, auf Einladung des Katholischen Bildungswerkes und des Christlichen Lehrervereins, im Kapitelsaal in Salzburg. Er sprach über die Beziehung des Islams zu Europa und den damit verbundenen Aufgaben für die Zukunft.
Muslime und Christen machen zusammen mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung aus. Die Beziehung leidet aber unter tief verwurzelten Feindbildern aus der Geschichte, dem Hervorholen von Schreckensbildern und religiösem Unwissen. Die Brisanz des Themas, auch aufgrund aktueller Vorkommnisse, könnte größer nicht sein. "Mit der Angst vor dem Fremden lässt sich gut Politik machen", meint Heinz Nußbaumer. "Wer im Westen den Islam auf Bedrohung beschränkt, tut es bewusst, denn mit der Realität hat das nichts zu tun. Weil: Nichts gilt heute für alle." Zum einen gibt es keine gemeinsame Führung, wie beispielsweise den Papst, zum anderen sind die einzelnen Länder unterschiedlich. Eine Radikalisierung hat nichts mit Religion zu tun, sondern mit Politik.
Nußbaumer sieht für die Zukunft wichtige Aufgaben auf beiden Seiten zu bewältigen. Es sollte keine Ghettoisierung von islamischen Gruppen geben und es muss bei uns eine Akzeptanz des Andersseins geben. Die Muslime hingegen müssen die Trennung von Kirche und Staat anerkennen. Dabei stellt sich für den Islam auch die Frage, ob er wandlungsfähig ist und sich an die heutige Zeit anpassen kann, vor allem was die Menschenrechte betrifft.
Weltgeschichte findet überall, in jedem Dorf statt. Auch in unseren Alltagsentscheidungen die wir fällen. Manchmal würde es schon genügen, sich in die Gefühle des anderen zu versetzen. Nur untätig sollte man nicht bleiben, meint Nußbaumer aufgrund seiner persönlichen Erfahrung.
C.H., Sept. 2010