Der Sinn im "Schiffbruch"

Was macht man, wenn das Leben nicht so läuft, wie man das selbst gern hätte? Kann es einen Sinn im Scheitern geben? Antworten auf diese Fragen gab der Existenzanalytiker und Theologe Günter Funke bei einem Vortrag für das Katholische Bildungswerk Salzburg anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums des Eltern-Kind-Zentrums Salzburg.

Scheitern heißt Schiffbruch erleiden. Daher kommt auch das Wort "scheitern". Wenn ein Schiff auf ein Riff aufläuft, zerschellt es in einzelne Holzscheite. Es gibt viele Facetten des Scheiterns - viele scheitern sogar am Erfolg - grundsätzlich kann man aber "Schiffbruch" entweder erleiden oder herbeiführen. Wer scheitert hat ein Gefühl der inneren Leere, man meint, ein "Nichts" zu sein. Wer scheitert hat zwei Möglichkeiten: untergehen oder überleben. Die Voraussetzung für letzteres ist die Anerkennung des Scheiterns. Dazu braucht es aber innere Kraft mit viel Mut.

"Der Mut zum Leben ist verbunden mit dem Mut zum Scheitern", meint Funke. "Wer das Leben nicht wagt ist schon gescheitert." Keineswegs verwechseln sollte man Scheitern mit Misslingen. "Misslungen" bedeutet weiter machen und üben, während Scheitern etwas Endgültiges hat und eine radikale Umkehr verlangt. Der Mensch ist begrenzt, trotzdem ist in uns ein Lebensdrang, Grenzen zu überschreiten. Zur Grenzüberschreitung gehört natürlich auch das Scheitern. Scheitern ist nicht einfach, aber es gehört eben auch zum Leben. Günter Funkes Lehrer Viktor Frankl, der selbst in vielen Dingen gescheitert ist, sieht den Sinn darin, dass er durch das Scheitern ein anderer geworden ist. Man könnte auch fragen: Was im Leben hat sich dadurch vertieft? 350 TeilnehmerInnen haben mit hohem Interesse den Ausführungen zugehört.


C.H., April 2010

zurück zur Übersicht
Günter Funke (Berlin), Theologe, Existenzanalytiker nach Viktor E. Frankl, Leiter des Institutes für Existenzanalyse & Lebensphänomenologie Berlin