Die Weckung der spirituellen Energie

Vor kurzem war der Kapuzinerpater und Psychologe Guido Kreppold bei einem Vortrag für das Katholische Bildungswerk Salzburg zu Gast im Kapitelsaal, um darüber zu sprechen, wie ein neues Gottesbild im modernen Denken aussehen kann.

Hat Gott in der säkularisierten Gesellschaft noch einen Platz? Diese Frage stellt Guido Kreppold und meint, dass das Thema Gott aktuell wie nie sei. Die Überwindung des Aberglaubens ist für den Kapuzinerpater die große Leistung des modernen Denkens. Gleichzeitig ist aber auch bei vielen der Glaube an Gott geschwunden.

Wie können nun Menschen Gott neu entdecken? Natürlich nicht auf der Argumentationsebene, sondern im Bereich der Wahrnehmung, im Ergriffen sein, ist Gott zu finden. Für den Psychologen Kreppold ist das Religiöse der stärkste Antrieb der menschlichen Seele, der alle anderen Emotionen einbindet, ohne sie zu unterdrücken. Man kann sich Religiosität nicht vornehmen, sie muss erweckt werden.

Große Ereignisse, wie Taufe, Hochzeit oder Tod, erzeugen religiöse Betroffenheit bei den Menschen. Wie kann man aber im ganz normalen Leben diese Ergriffenheit erfahren? Ein Beispiel ist das seelsorgliche Gespräch. Wenn man sich angenommen und verstanden fühlt, dann öffnet sich das Innere. Aber auch im Gottesdienst kann die religiöse Ergriffenheit erfahren werden. Voraussetzung dabei ist, dass der Verkünder von dem Ergriffen ist, was er sagt. "Die Weckung spiritueller Energie ist das Entscheidende", meint Kreppold. Auch außerhalb der Kirche spielt religiöse Erfahrung eine zunehmende Rolle.

"Gott ist dort, wo ich ganz ich selbst bin", sagt der Kapuzinerpater. Damit meint er, dass Freude von innen kommt. Wenn man etwas tut und wenn es von einem ganz selbst kommt, dann weckt das eine authentische Kraft. Und Menschen die echt sind werden ernst genommen.