Eltern und Kinder unter Optimierungsdruck
Über die Herausforderung, Kindern eine "optimale" Entwicklung zu ermöglichen, referierte vor Kurzem der bekannte Kinder- und Jugendpsychiater, Psychoanalytiker und Fachbuchautor Karl Heinz Brisch. Humorvoll und pointiert legte er dem Publikum im voll besetzten Auditorium des OVAL dar, warum sich Erziehende nicht vom Optimierungsgedanken unter Druck setzen lassen, sondern den Fokus auf die zwischenmenschliche Bindung legen sollten. "Bindung ist für das Leben so grundlegend wie Ernährung und Luft zum Atmen", formulierte Brisch sein durch zahlreiche Studien untermauertes Credo. Die sichere Bindung sei Voraussetzung dafür, dass Kinder lernen und die Welt erkunden können, dass sie eine Vielfalt an Bewältigungsmöglichkeiten und Empathie für ihr Gegenüber entwickeln. Was ist zu tun, um diese überlebensnotwendige Bindung zu fördern? Feinfühligkeit in Verhalten, Sprache, Blickkontakt, Berührung - wer das von Anfang an erfährt, sei emotional gut verankert und könne mit Ur-Vertrauen lernen, entdecken und Krisen bewältigen. Karl Heinz Brisch ermunterte Eltern und PädagogInnen zu Nachsicht, Geduld und Langmut und gab als Entlastung mit auf den Weg: "Nicht optimal ist super optimal genug".
C.K., Oktober 2018