Nachhaltigkeit als Ding der Unmöglichkeit?

Scheitern und Zweifel auf dem Weg zu einem ressourcenschonenden Leben

Cornelia Diesenreiter präsentierte in Salzburg ihr Buch „Nachhaltig gibt’s nicht!“ (Molden Verlag, 2021).

„Ich steig aus dem System aus“, war sich die 6-jährige Cornelia Diesenreiter sicher. Sie wollte ein Leben ohne Tierleid, für die Umwelt und in Verantwortung leben. So beschrieb die in Oberösterreich geborene Autorin, Unternehmerin und Nachhaltigkeitsexpertin die Initialzündung in ihrem Lebensweg, als sie ihr Buch „Nachhaltigkeit gibt’s nicht!“ vor kurzem in der Salzburger Buchhandlung Motzko vorstellte. Dass dies alles andere als einfach werden würde, wusste sie damals zwar, welche Probleme und Widersprüchlichkeiten sie auf diesem Weg aber entdecken würde, war ihr nicht klar.
Nach mehr als drei Jahrzehnten ist sich Cornelia Diesenreiter heute sicher: „Jede Handlung hat nachhaltige Konsequenzen, aber“, so ihr Resümee, „wir sind uns immer noch nicht im Klaren, was das eigentlich bedeutet.“ Dass sich die Suche nach Nachhaltigkeit mittlerweile zu einem Wirtschaftszweig, Politikum und höchst emotionalen öffentlichen Thema entwickelt hat, sieht sie dementsprechend skeptisch: „Viele scheinbare Wege aus der Nachhaltigkeitsfalle verstärken eher das Problem.“ Dementsprechend persönlich, pointiert und kritisch setzte sich die Wahlwienerin mit der Thematik auseinander: Neben „Plastik-Scham“ und „Vegan-Terror“ haben auch biographische Erlebnisse, wie etwa ein gescheiterter, sechswöchiger Aufenthalt in einer autarken Kommune in Portugal, den Weg ins Buch gefunden.
Dabei ist klar: Cornelia Diesenreiter möchte ihre Suche auf dem Weg zur Nachhaltigkeit nicht einfach aufgeben, aber sie möchte mit Vorurteilen aufräumen, Hemmnisse aufzeigen und Scheinlösungen als solche entlarven. „Nur wer ökologische, soziale und wirtschaftliche Faktoren in Nachhaltigkeitskonzepten bedenkt, hat eine realistische Chance wirklich kleine Schritte in die richtige Richtung zu gehen.“ Die Devise „Bio“ ohne Rücksicht auf die Folgen in sozialer Ausbeutung oder „Fair Trade“ ohne Bedenken der Lieferketten und Transportwege führe in eine Sackgasse. Dem Problem der Nachhaltigkeit werde man erst gerecht, wenn man dessen Komplexität im Auge hat.“ Dass oftmals kurze Lösungsmodelle die Konsequenzen nur verschieben, werde jedoch vielen nicht klar. „Nachhaltigkeits-Shaming“, Moralisierung und Anfeindung bewirken oftmals genau das Gegenteil, denn sie ersticken gute, kleine Ansätze mit einem fast übermächtigen Schuldgefühl. Auf dem Weg zur Nachhaltigkeit braucht es jedoch das Denken und die Entscheidungen der einzelnen Menschen. Denn auf sie kommt es letztlich an.


A.W., November 2021

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Bild: Katholisches Bildungswerk Salzburg