Nerv' nicht, Mama!

Warum viele Töchter nicht wie ihre Mütter werden wollen, erläuterte kürzlich die Autorin und Psychotherapeutin Julia Onken bei einem Vortrag für das Katholische Bildungswerk Salzburg. Töchter erkennen, dass das Muttersein mit all seinen Aufgaben von der Gesellschaft nicht gewürdigt wird. Sie möchten zwar auch eine Familie haben, aber dabei nicht die klassische Mutterrolle einnehmen müssen. "Das Muttersein müsste neu überdacht werden", meint Onken.

Mütter die sich opfern, tun den Kindern keinen Gefallen. Man muss sich auch für sein eigenes Wohl einsetzen. "Alles was man in sich selbst investiert, investiert man auch in das Kind", so die Autorin. Was kann man tun, wenn man sich in einer schwierigen Mutter-Tochter-Beziehung befindet? Zur Bereinigung der Beziehung kann beispielsweise das Verstehen der Biografie der eigenen Mutter beitragen. So gibt es häufig Scham-, Kränkungs- oder Demütigungsbiografien von Frauen. Wenn etwa der "Bildungshunger" nicht gestillt wurde, weil man nicht das lernen konnte, was man wollte.

Beim Einsatz für das eigene Wohl kann auch die beste Freundin helfen. Die Freundin ist sozusagen die Anwältin der Würde - sie sorgt dafür, dass man gut mit sich umgeht. Wenn man sich regelmäßig austauscht, entwickelt man sich weiter. In der Mutter-Tochter-Beziehung hilft es aber auch schon oft manche Dinge klarer auszusprechen. Denn oft weiß die Mutter gar nicht, dass sie ihre Tochter nervt.


C.H., Mai 2011

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Julia Onken, Autorin, Psychotherapeutin, Leiterin des Frauenseminars Bodensee