Ratzinger-Schüler Beinert: Drittes Vatikanisches Konzil notwendig
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Zweiten Vatikanischen Konzils diskutierten mehrere Zeitzeugen im "Stadtforum" des Katholischen Bildungswerkes Salzburg.
Vor 50 Jahren wurde das Zweite Vatikanische Konzil einberufen. Papst Johannes XXIII. erkannte, dass eine große Kluft zwischen den Vorstellungen der Kirche und der damaligen Zeit herrschte - die Kirche wurde von den Menschen nicht mehr verstanden. Das Ziel war eine umfassende Reform und Erneuerung. Der ehemalige Generalsekretär der Katholischen Aktion Peter Krön erinnert sich: "Wir haben damals in Salzburg versucht, das Konzil umzusetzen. Die Zulassung der Landessprache in der Liturgie brachte fast eine Spaltung der Kirche." Zur heutigen Situation meint Krön: "Kirchengeschichte ist der Schlüssel. Die Konzilstexte geben die Möglichkeit zur Weiterentwicklung." Auf die Eigenverantwortung von Christen macht Hans Widrich, der damalige Schriftleiter des Rupertusblattes und Pressesprecher von Erzbischof Rohracher, aufmerksam: "Zivilcourage ist gefordert. Die Bischöfe müssen wissen, was die Leute denken." Über das, was notwendig sei, meint Franz Nikolasch, emeritierter Professor für Liturgiewissenschaft: "Es geht um eine erneuerte Ausrichtung am Fundament mit Blick in die Zukunft."
Konkreter formuliert es "Ratzinger-Schüler" Wolfgang Beinert: "Wir kommen um ein Drittes Vatikanisches Konzil nicht herum. Dass es notwendig ist, kann man wohl kaum bestreiten." Pessimistisch sei er nicht, sagt Beinert, es sei aber auch nicht ewig Zeit: "Wenn nicht in absehbarer Zeit eine Reform der Kirche gemacht wird, droht die Gefahr, dass die Kirche zur Mega-Sekte wird, wo nur mehr Leute einer bestimmten Denkrichtung da sind - und die anderen sind einfach weg." Die heutigen Probleme können laut Beinert eigentlich nicht anders gelöst werden, als durch die Gemeinschaft der Kirche.
C.H., April 2012