Religionen weltweit im Umbruch

Heiner Boberski, bekannter Wiener Journalist und erfolgreicher Autor, analysierte in der Salzburger Dombuchhandlung die Lage von Religion in einer globalisierten Welt.

"Die religiöse Landkarte hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert und wird dies auch weiter tun", betonte Boberski. Sowohl empirische Daten als auch weltpolitisches Geschehen zeigen, dass Religionen in Entwicklung sind. Dies habe zum einen mit demographischen Prozessen zu tun, wonach den Menschen auf den unterschiedlichen Kontinenten mitunter stark auseinandergehende Lebenserwartung attestiert wird. Zum anderen aber ändert sich in den weltanschaulichen Gruppierungen selbst die Zusammensetzung stetig: Teils nehmen traditionelle, institutionalisierte Gruppen ab, wobei esoterische Bewegungen häufig Zulauf zu verbuchen haben.

Die am stärksten wachsende Weltreligion sei aber angesichts der neuesten Daten nach wie vor der Islam. Dass diese Religion aber auch keine homogene Gruppe darstellt, spiegelt die globale Lage der Religionen in der Weltpolitik wider. So würden Auseinandersetzungen heute oftmals innerhalb einer Gemeinschaft zwischen einzelnen Untergruppierungen oder "Liberalen" und "Konservativen" heftiger ausgetragen als etwa mit konkurrierenden Weltanschauungen. "Der religiöse Grundwasserspiegel sinkt weltweit nicht - wohl aber ändert sich die Zusammensetzung", so Heiner Boberski. Nicht nur die Zahl an Religionen nimmt zu, sondern auch die Formen der Ausübung. Militante Aggressivität ist ebenso wie konstruktive Dialogkultur vielerorts in ein und derselben Religion zu finden und wird maßgeblich auch von politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen und Interessen mitgeprägt.

Die interessierten ZuhörerInnen in der Salzburger Dombuchhandlung bekamen von Heiner Boberski einen global orientierten Überblick über brisante Fragen, Themen und weltpolitische Brennpunkte. Ob sich Religion in den kommenden Jahrzehnten als Global Player oder Auslaufmodell entwickeln wird, könne nicht mit Sicherheit prognostiziert werden. "Die Welt ist vielerorts von einem Umbruch geprägt: Rechtspopulisten versuchen oftmals Religionen zu vereinnahmen und stellen dabei die Religionsfreiheit, die teils immer noch sehr eingeschränkt wird, auf eine harte Probe." Sichere Prognosen zu machen sei deshalb unmöglich, doch erkenne man, so Boberski, weltweit einen Trend weg von monotoner Einfalt hin zu weltanschaulicher Vielfalt.

Eine Veranstaltung des Katholischen Bildungswerkes Salzburg in Kooperation mit dem Katholischen Akademiker/innenverband Salzburg und der Dombuchhandlung Salzburg


A.W., Apr. 2017

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