Was Seelen-Freundschaft bedeutet
Was ist eigentlich ein Seelenfreund? Wie findet man einen Seelenfreund? Diesen Fragen ging der Theologe und Psychologe Wunibald Müller bei einem Vortag für das Katholische Bildungswerk Salzburg nach. "Ein Seelenfreund ist eine große Bereicherung", meint Müller. "Wenn man keinen hat, hat man das Gefühl es fehlt etwas." Ein Seelenfreund ist ein Mensch, bei dem man das Gefühl hat, man könne ihm alles sagen und der einen ganz versteht. Man lebt eine innige Beziehung, auf die Verlass ist und auf die man bauen kann.
Eine Seelenfreundschaft kann innerhalb oder außerhalb einer Partnerschaft sein, es kann sie aber auch in einer professionellen Beziehung geben. Am Beginn steht aber die Beziehung zu sich selbst. Wer sich fragt, was der eigenen Seele gut tut und mit ihr in Beziehung tritt, wird eher bereit eine Freundschaft zu suchen. In der reinen Form wird es einen Seelenfreund nur selten geben. Oft kann man aber Teile von ihm in vielen unterschiedlichen Leuten wieder finden.
Ein Seelenfreund erinnert einen an seine Einzigartigkeit, er konfrontiert aber auch. Er fragt nach dem Lebenstraum und ermutigt einen, seine Ziele hartnäckig zu verfolgen. Eine Seelenfreundschaft ist aber nicht auf das Leben begrenzt, sie kann auch über den Tod hinaus reichen. Darüber hinaus kann man auch mit Gott eine Seelenfreundschaft eingehen.
Die Rolle des Seelenfreundes in helfenden Berufen, wie Ärzte, Therapeuten, Seelsorger oder Pfleger, ist eine große Herausforderung, da diese Beziehungen selektiv und befristet sind. Wenn man offen dafür ist, wo man ein Seelenfreund sein könnte, kann es für die Situation aber durchaus bereichernd sein.
C.H., April 2010