Weibliche Stärke, Mystik und Gottvertrauen

Ein Musiktheater über Hildegard von Bingen begeisterte Stadt und Land

Die bekannte deutsche Heilige aus dem Mittelalter, bis heute eine der einflussreichsten Frauen in der europäischen Geschichte, wurde in einem neuen Theaterstück von Autor Michael Korth zum Leben erweckt.

Es war eine ungewohnte Inszenierung, die sich mit dem Leben und Wirken der hl. Hildegard von Bingen beschäftigte – als Zwei-Personen-Stück mit originalen Textzeugnissen und selbstkomponierten Gesängen der vor fast 850 Jahren verstorbenen Äbtissin, dargebracht in Kirchenräumen mit Kerzenschein, mittelalterlichen Instrumenten und Vokalgesängen. Dabei wurden nicht nur die Leistungen der mittelalterlichen Frauengestalt thematisiert, die heute noch viele Menschen inspirieren, sondern auch deren Auseinandersetzungen mit den männlich geprägten Kirchenstrukturen ihrer Zeit.
Regisseurin Martina Veh sowie die beiden Darstellerinnen Berta Rieder und Sigrid Hausen (alle aus Bayern) wurden mit lautem Beifall für ihre Inszenierung belohnt. Sowohl bei der Premiere in der Franziskanerkirche in Salzburg, ebenso in den Pfarrkirchen von St. Johann in Tirol und St. Veit im Pongau waren die Reaktionen überwältigend. Die Handlung des Stückes wirkte wie eine Botschaft an die gegenwärtige Welt: Mut zur Mystik, weibliches Selbstvertrauen, Glaubwürdigkeit in der Verkündigung und Beharrlichkeit gegenüber trägen und hemmenden Kräften standen im Zentrum des Musiktheaters – allesamt Tugenden, die auch in der gegenwärtigen Zeit innerhalb und außerhalb von Kirche und Religion neue Formen friedlichen Zusammenlebens ermöglichen könnten. „Hildegard von Bingen war in vielerlei Hinsicht eine moderne Frau. Umso wichtiger wäre es, dass die Menschen auch heute von ihr und ihrem Wirken wissen und sie nicht nur auf Kräuterheilkunde und Naturmedizin reduzieren sollen“, betont Direktor Andreas Gutenthaler vom Katholischen Bildungswerk Salzburg, das diese Veranstaltungsreihe mit den Franziskanern Salzburg und den örtlichen Pfarren ermöglicht hatte.


A. W., Sept. 2022

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