Wertschätzung wieder mehr wertschätzen

Coronabedingt konnte die Lesung aus seinem neuesten Buch im Frühjahr nicht stattfinden, jetzt konnte die Veranstaltung mit dem renommierten Gerichtspsychiater Reinhard Haller auf Einladung des Katholischen Bildungswerkes Salzburg und des Katholischen Akademiker/innenverbandes Salzburg im OVAL nachgeholt werden.

„Das Wunder der Wertschätzung“, so lautet der Titel des Bestsellers von Reinhard Haller, der sich tiefer mit dem Wesen dieser zwischenmenschlichen Währung beschäftigt. In unzähligen der Fälle, die er psychologisch betreut, macht der gebürtige Vorarlberger nicht oder zu wenig erhaltene Wertschätzung als Auslöser psychischer Erkrankungen oder aggressiven Handelns aus. Es seien die kleinen Verletzungen im Alltag, die das Bedürfnis, wertgeschätzt zu werden, unerfüllt lassen, Selbstzweifel verursachen und Menschen im schlechtesten Fall in Sinnkrisen stürzen. „Man sieht nicht, welche Leistung ich bringe.“ „Man mag mich nicht.“ „Ich wurde nicht gegrüßt/eingeladen/eingebunden.“ Zermürbende Gedanken bis hin zur Panik, nicht geliebt zu werden, seien die Folge. „Wir brauchen Wertschätzung wie die emotionale Muttermilch“, ist Haller überzeugt, stellt aber gleichzeitig klar, dass anerkennendes Verhalten keine Einbahnstraße ist. Viele Menschen seien unfähig, selbst Wertschätzung weiterzugeben. Gesamtgesellschaftlich sieht er die Wertschätzung in einer Krise, ausgelöst durch ein Zusammenspiel von Faktoren wie wachsendem Narzissmus, einer „Maske der Coolness“, radikalisierter Sprache und Entmenschlichung der Arbeitswelt. Diesen Tendenzen müsse bewusst gegengesteuert werden, um eine Kultur der Wertschätzung – authentisch, individuell und ernst gemeint – wieder im täglichen Leben zu verankern. Dabei gilt: „Andere wertschätzen kann nur, wer Selbstwert hat.“