„Gott hat keine anderen Hände als die unseren.“
(Dorothee Sölle, ev. Theologin, 1929-2003, nach einem Spruch der Hl. Teresa von Avila)
Das Motiv unserer diesjährigen Weihnachtskarte führt uns in die Pfarrkirche Terfens (Diözese Innsbruck). Hinter dem linken Seitenaltar befindet sich das Fresko aus dem 15. Jahrhundert, das dem Künstler Jobst Weninger, einem Hofmaler Erzherzog Sigmunds von Tirol zugeschrieben wird.
Ungewohnt scheint diese Weihnachtsdarstellung. Die spätmittelalterliche Bildsprache wirkt auch heute modern. Besonders die Figur des Hl. Josef überrascht. Hier erkennen wir nicht die schützende Mannesgestalt, nicht den stolzen, mitunter abschirmend wirkenden Josef, der später mit Frau und Kind nach Ägypten fliehen muss. Josef hat hier vielmehr beide Hände voll zu tun: Auf dem oberen Bildmotiv wäscht er Windeln für das Jesuskind, auf dem unteren Teil kocht Josef der Familie – ganz tirolerisch – eine Portion „Muas“. Der Künstler hat Josef hier tatsächlich als einen Arbeiter dargestellt. Als einen
Menschen, der die Ärmel hochkrempelt und sich nicht zu schade ist, dort zu helfen, wo es nötig ist, wo sprichwörtlich Not am Menschen ist.
In Jesus Christus ist Gott Mensch geworden – nicht aber, um sich (be-)dienen zu lassen, sondern selbst zu dienen. Gott hat sich der Zerbrechlichkeit und Bedürftigkeit des menschlichen Lebens ausgesetzt. Als Kind war er angewiesen auf Hilfe, Schutz und Menschlichkeit. In seinem späteren Auftreten predigte Jesus deutlich von einer Gottesliebe, die nur eng mit Menschenliebe, Selbstachtung und praktischem Tun realisiert werden kann (Mt 25,40): Liebe zu Gott ist nur denkbar, wenn sie im praktischen Leben eingebettet ist, wenn wir selbst die Haltung des Helfens und der menschenfreundlichen Zuwendung einnehmen. Dies können wir nicht alleine – dies geht nur in einem person- und grenzüberschreitenden MITEINANDER. Dieses Miteinander brauchen wir heute mehr denn je. In der Familie, in der Kirche, in der Gesellschaft, in der Politik. Wir alle können einen Teil dazu beitragen, nicht in der Theorie, sondern in der alltäglichen Praxis.
Wir wünschen gesegnete Weihnachten und einen guten, hoffnungsreichen,
zuversichtlichen Start in das neue Jahr.
Diesen Wünschen schließen sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an:
Katrin Anzenbacher · Lisa Aschbacher · Gabriele Fuchs · Elfriede Klaushofer · Elke Peteani · Bettina Rieser · Christine Sablatnig · Melanie Sapov-Erlinger · Tamara Schmuck · Kerstin Schönleitner · Wolf Thaler · Mirjana Vincetic · Angelika Wagner · Elisabeth Wagner · Melanie Wagner · Marie-Christin Wasserbauer · Carola Wischenbart
Weihnachtskarte 2024 – Edition Katholisches Bildungswerk Salzburg
Fresko in der Pfarrkirche Terfens, linker Seitenaltar, gemalt um 1470
Künstler (zugeschrieben): Jobst Weninger
Quelle: Pfarrer Rudolf Silberberger, Pfarre Terfens, Foto: Arthur Simmerle
Abdruck auf 250 g Echtbütten.