Publizistin Brodnig in Salzburg: Plädoyer für Achtsamkeit im Medienumgang

  • 73. Internationale Pädagogische Werktagung zum Thema „Miteinander" eröffnet
  • Eröffnungsabend erstmals in Gebärdensprache gedolmetscht
  • Wiener Journalistin und Autorin Ingrid Brodnig als Eröffnungsvortragende mit Plädoyer für kritischen Umgang mit Medien aller Art
  • Referatsbischof Krautwaschl: „Ein gutes Miteinander schafft Verbindung, fördert Vertrauen und ermöglicht Konfliktlösung"
     

SALZBURG (eds-9. 7. 2025) / Am Mittwoch wurde in der großen Universitätsaula in Salzburg die 73. Internationale Pädagogische Werktagung (IPWT) eröffnet. Erstmals wurde der Eröffnungsabend in Gebärdensprache gedolmetscht. Die Tagung widmet sich noch bis Freitag dem großen Thema Miteinander. Präsident Andreas Paschon begrüßte Teilnehmende aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, aus Südtirol und darüber hinaus. Ein Moment des Miteinanders sei nur möglich, wenn viele Menschen miteinander konstruktiv unterwegs sind, führte Paschon in die Tagung ein.

„Unsere Bestimmung ist das Miteinander, von Anfang an", betonte Präsident Andreas Paschon in seiner Begrüßung. Vieles im Leben gelinge, weil es im Miteinander getan werde. „Pädagogisches Miteinander reduziert Einzelkämpfertum." Paschon würdigte die Eröffnungsrednerin Ingrid Brodnig als eine der profiliertesten Menschen ihrer Zunft.

Eröffnungsvortragende war heuer die Wiener Journalistin und Autorin Ingrid Brodnig. Sie sprach über das Miteinander beim Diskutieren, über hitzige Zeiten, polarisierte Themen, wie man Fakten verständlich macht und Gemeinsamkeiten betont. Ihre Ausgangsthese: „Wir leben in aufwühlenden Zeiten: Mit Halbwahrheiten und Falschmeldungen wird die Stimmung angeheizt. Gerade auf Social Media reüssieren oft Inhalte, die wütendmachend und spaltend sind. Aber auch im persönlichen Gespräch kann es hitzig zugehen." Der Eröffnungsvortrag lieferte Beispiele dafür, wie Menschen, von Jugendlichen bis zu Erwachsenen, mit halbwahren oder vollständig erfundenen Behauptungen in Kontakt kommen. Es wurde angerissen, welche irreführenden Diskussionsmethoden es gibt und wieso solche Methoden offline und online oft erfolgreich sind. Der Abend war den Fragen gewidmet, wie man wieder ins Gespräch finden kann, welche Methoden beim verständlicheren Vermitteln von Fakten helfen können, wie die Medienkompetenz, auch bei Kindern und Jugendlichen, gefördert werden kann und, welche Ansätze es gibt, um das Gemeinsame in der Diskussion stärker in den Fokus zu rücken.

Warnsignale und wichtige Fragen

Bei Kindern und Jugendlichen seien es oft andere Geschichten, die für Misstrauen sorgen, als bei Erwachsenen, erklärte Ingrid Brodnig. Eine Gemeinsamkeit sei das aufkommende Misstrauen durch fehlende Fakten und durch bewusst platzierte „Fake News" und fragwürdige Behauptungen. „Eine Google-Suche würde genügen, um Faktenchecks zu finden", hob sie die Relevanz von Faktenchecks hervor, die aber oft nicht herangezogen werden. Folgende Diskussionen auf dieser Basis führen häufig zu Misstrauen und einem Gegeneinander statt einem Miteinander, führte sie aus. Junge Erwachsene, vor allem Menschen von 18 bis 24 Jahren, nutzen im Schnitt Soziale Medien als Nachrichtenquelle, weniger klassische Nachrichten. Es deute aber vieles daraufhin, dass Medienkompetenz zur kritischen Einschätzung von journalistischen Inhalten und Schlagzeilen fehle.

Brodnig sprach zudem über die Problematik von großen Emotionen, mit denen junge Menschen durch Inhalte in Sozialen Medien konfrontiert sind. „Als Gesellschaft ist es wichtig, zu wissen, was Kinder und Jugendliche im Internet erleben, um es einordnen und mit ihnen besprechen zu können" sowie Warnsignale anzusprechen und wichtige Fragen zu stellen, erklärte sie. Hochrelevante Fragen seien etwa, wer die Quelle ist, wer hinter einem Kanal steht, wie es einem nach einer App-Nutzung geht, weshalb man etwas anklickt. Es bestehe der begründete Verdacht, dass grundlegende Basics im Umgang mit Suchmaschinen wie Google fehlen. Brodnig zeigte sich überzeugt: „Wir brauchen eine Gesellschaft, wo Erwachsene die Lernmomente mitfördern", etwa die korrekten Fakten zu erkennen, wenn bei einer Suche im Internet unterschiedliche Fakten angezeigt werden. „Wenn wir ein Miteinander wollen, brauchen wir eine gemeinsame Faktenlage und eine gemeinsame Erzählung. Deshalb ist es gut, wenn Kinder und Jugendliche gute Quellen kennen lernen. Denn auf lange Sicht kann auch das ein gutes Miteinander fördern."

Miteinander ist alternativlos

In Vertretung und im Auftrag von Erzbischof Franz Lackner begrüßte der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl als Referatsbischof der Bischofskonferenz für Bildung und Schule die Gäste und eröffnete die diesjährige, 73. IPWT. Das Miteinander könne man gar nicht oft genug betonen, es könne keine Alternative zum Gemeinsamen geben. „Ein gutes Miteinander schafft Verbindung, fördert Vertrauen und ermöglicht Konfliktlösung. Miteinander ist die grundlegende Voraussetzung für ein friedliches Leben in Gemeinschaft."

Hausherr Rektor der Universität Salzburg Bernhard Fügenschuh würdigte die IPWT als traditionsreiche Tagung und gratulierte zur langjährigen Zusammenarbeit der Veranstaltenden, einem „gelungenen Miteinander". Die während der Tagung spürbare Wertschätzung sei etwa durch die wiederholte Teilnahme vieler Pädagoginnen und Pädagogen geprägt. Er wünschte den Tagungsteilnehmenden bereichernde Begegnungen.

Internationale Pädagogische Fachtagung

Unter den Teilnehmenden aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und aus Südtirol waren unter anderem Referatsbischof Wilhelm Krautwaschl, der Salzburger Weihbischof Hansjörg Hofer, Vertreter des Domkapitels und des Konsistoriums der Erzdiözese Salzburg, PH-Salzburg-Vizerektor Matteo Carmignola, Vertreterinnen und Vertreter der Katholischen Aktion Salzburg, der Direktor des Katholischen Bildungswerkes Salzburg und IPWT-Geschäftsführer, Andreas G. Weiß, IPWT-Vizepräsidentin Karin Lauermann, Leitende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Erzdiözese, darunter Seelsorgeamtsleiterin Lucia Greiner, Schulamtsdirektor Erwin Konjecic, die Caritas-Salzburg-Direktion Kurt Sonneck und Andrea Schmid. Zudem waren Vertreterinnen und Vertreter der Politik auf Landesebene und der Stadt Salzburg, darunter zahlreiche aktive und ehemalige Landtagabgeordnete und Gemeinderäte der Stadt Salzburg aller Parteien und diverse Beamte aller Körperschaften vom Bund abwärts gekommen sowie Vertreterinnen und Vertreter der Universität Salzburg, darunter Rektor Bernhard Fügenschuh, der Pädagogischen Hochschule Salzburg Stefan Zweig und Tagungs-Präsident a. D. Anton Bucher.

Unter den Vortragenden der diesjährigen Internationalen Pädagogischen Werktagung sind etwa der Grazer Professor Lars Eichen zum Thema „Digitalisierung in der Elementarpädagogik – Was kann das sein?!" (Donnerstag) sowie Silke Brigitta Gahleitner und Angela Marquardt aus Berlin/Mecklenburg-Vorpommern zum Thema „Beziehungsgestaltung im Rahmen der psychosozialen Traumaarbeit" (Donnerstag) und Michael Schulte Markwort aus Hamburg/Berlin zum Thema „Wenn Kinder teilhaben" (Freitag).

Die Internationale Pädagogische Werktagung gilt mit jährlich etwa 400-500 Teilnehmenden als eine der wichtigsten pädagogischen Fachtagungen im deutschsprachigen Raum. Sie richtet sich an Personen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, und findet noch bis 11. Juli statt. Veranstaltet wird die jährliche Tagung vom Katholischen Bildungswerk Salzburg in Kooperation mit der Caritas Österreich, der Paris Lodron Universität Salzburg und der Pädagogischen Hochschule Salzburg Stefan Zweig. Unterstützt wird die Tagung vom Land und der Stadt Salzburg. (Infos: www.bildungskirche.at/werktagung)

 

M. G., Juli 2025