Die Internationale Pädagogische Werktagung wurde im Jahr 1950 als „Internationaler Kongress“ gegründet. Seit Beginn ihres Bestehens richtete sich die Tagung an pädagogische Fachkräfte, Interessierte aus allen Berufsfeldern, welche mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, sowie an Menschen jeden Alters, die sich für Erziehung und personale Entwicklung interessieren.

ExpertInnen aus zahlreichen pädagogischen und außerpädagogischen Forschungs- und Praxisfeldern machten die Veranstaltung seit ihren Anfängen zu einem interdisziplinären Ort des fachlichen Austausches, der praxisorientierten Umsetzung sowie der persönlichen Fortbildung. Die Themen der Tagungen orientierten sich immer an den jeweils aktuellen Fragestellungen der Zeit, die ReferentInnen vertraten unterschiedliche pädagogische Konzepte, methodische Herangehensweisen und Zugänge.

Nach der Auflösung des „Instituts für vergleichende Erziehungswissenschaft“ im Jahr 1970 übernahm das Katholische Bildungswerk Salzburg 1971 nach Vermittlung des damaligen Salzburger Erzbischofs Eduard Macheiner und Landeshauptmannes Hans Lechner die Funktion des Veranstalters – bis heute. Die bereits bestehende Kooperation mit der Caritas Österreich wurde übernommen und weitergeführt, Stadt und Land Salzburg unterstützten seither die Durchführung der Tagung. 2013 konnte die Paris Lodron Universität als Kooperationspartner gewonnen werden und seit 2023 die Pädagogische Hochschule Salzburg Stefan Zweig.

Der Wissenschaftliche Beirat (früher: Kuratorium) der Internationalen Pädagogischen Werktagung dient als Kollegium wissenschaftlich ausgewiesener ExpertInnen der Themenfindung. Seine Mitglieder schlagen ReferentInnen vor und bilden ein wesentliches Beratungsgremium für die Organisation, Planung und Durchführung. Die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats wählen den/die PräsidentIn bzw. den/die VizepräsidentIn der Tagung.
Es war und ist den OrganisatorInnen und Kooperationspartnern der Tagung sowie der durchführenden Personen und beratenden Gremien ein ständiges Anliegen, die Themen der Zeit aus den jeweils aktuellen Zugängen und aus dem gesamten methodischen Spektrum der pädagogischen Fächer aufzugreifen. Die Veranstaltung steht für eine differenzierte Bearbeitung, eine kritische Reflexion sowie eine am Wohl der Kinder und Jugendlichen ausgerichtete Zugangsweise.

Die über sieben Jahrzehnte Geschichte und die Vielzahl beteiligter Personen aus den unterschiedlichsten Fachdisziplinen führen unweigerlich zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Themen und Fragestellungen der vergangenen Tagungen stehen nicht nur ganz im Zeichen des jeweiligen gesellschaftlichen und fachimmanenten Kontextes, sondern spiegeln auch in den sprachlichen Benennungen den damaligen Wissens- und fachlichen Diskursstand wider. Einige der Überschriften, Ausschreibungen und Titel würden heute nicht mehr auf solche Weise formuliert oder konzipiert werden.
In den über 70 Jahren des Bestehens der Tagung haben sich in der Bildungs- und Sozialpolitik, in Ethik und Gesetzgebung, aber auch bei der Ausdifferenzierung des pädagogischen Berufsfeldes tiefgreifende Änderungen ergeben und die Sensitivität für – aus heutiger Sicht selbstverständliche – Werthaltungen musste sich erst etablieren: Es war ein langer Weg von einer krisengeschüttelten Nachkriegspädagogik über die Ratifizierung der Kinderrechte (1989) bis zu den aktuellen, modernen Kinderschutzkonzepten auf praktisch allen Ebenen. 

Im Zuge dieser Umwälzungen und historischer Aufarbeitungen müssen auch langjährige VertreterInnen der wissenschaftlichen und praktischen Pädagogik, die jahrzehntelang für ihr Wirken, Forschen und Publizieren gerühmt wurden, im Lichte der aktuellen geschichtlichen und fachlichen Forschung kritisch kontextualisiert und differenzierter beurteilt werden. Auch die Internationale Pädagogische Werktagung ist in der Vergangenheit bei der inhaltlichen Gestaltung ihrer Angebote sowie der Besetzung ihrer Gremien mit Personen wie Hans Asperger, Franz Wurst und anderen in Berührung gekommen. Diese historische Verwobenheit erfordert – auch angesichts späterer Entwicklungen und neuerer Aufarbeitungen zum Leben, Wirken und Forschen von zahlreichen VertreterInnen der Pädagogik, die jahrzehntelang als Koryphäen galten – eine kritische Neubewertung durch differenzierte Thematisierung bis hin zu deutlicher Distanzierung.

Die Internationale Pädagogische Werktagung sieht sich vor dem Hintergrund ihrer eigenen Geschichte als ein Forum für interdisziplinäre Diskurse zur kritischen Auseinandersetzung von historischen und gegenwärtigen pädagogischen Ansätzen, um daraus zur Weiterentwicklung eines werteorientierten pädagogischen Handelns zum Wohle der Menschen aller Generationen sowie der Wahrung ihrer Würde beizutragen. Eine pädagogisch-professionelle Haltung, getragen von antirassistischen, gewaltfreien, interkulturellen, weltoffenen, gender-, diversitäts- und inklusionssensiblen sowie ressourcen- und kindorientierten Einstellungen zeichnet das Selbstverständnis der Internationalen Pädagogischen Werktagung aus.


Salzburg, im März 2024

Dr. Andreas Paschon 
Präsident der
Internationalen Pädagogischen Werktagung
Dir. Andreas G. Weiß
Direktor des
Katholischen Bildungswerkes Salzburg