67. Internationale Pädagogische Werktagung zum Thema „LEBENSRÄUME entdecken.gestalten.teilen" eröffnet

Mit Räumen in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen und deren Bedeutung für die Erziehung von Kindern und Jugendlichen beschäftigt sich die 67. Internationale Pädagogische Werktagung Salzburg vom 9. bis 13. Juli 2018. Eröffnet wurde die Tagung von Erzbischof Franz Lackner und Landeshauptmann Wilfried Haslauer, den Eröffnungsvortrag hielt die Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle.

 Sei die Welt nicht bereits ein globalisiertes Dorf geworden und der Plural „Lebensräume“ im Tagungstitel daher obsolet? Erzbischof Franz Lackner stellte seine Überlegungen zum diesjährigen Thema der Internationalen Pädagogischen Werktagung bei seinen Grußworten in den sprichwörtlichen Raum. Er kommt allerdings zu dem Schluss, dass sich bei näherer Betrachtung doch vielfältige Lebensräume ergeben: in der Natur, in der Kirche, in der Gesellschaft. „Raum verträgt Mannigfaltigkeit“, so der Erzbischof. Im Spannungsfeld zwischen Individuen und der Gesellschaft als Kollektiv gelte es allerdings wachsam zu sein, dass Lebensräume nicht zu „Ellbogenräumen“ verkommen und Menschlichkeit den Kürzeren ziehe: „Dieser Tendenz gilt es vehement zu wehren.“ Landeshauptmann Wilfried Haslauer erweiterte den Raumbegriff um digitale Räume, die unsere Gesellschaft fundamental verändern. Wissen sei mittlerweile demokratisch geworden und keine Einbahnstraße mehr in Form von Brockhaus-gefüllten Bücherregalen. Neben dem Potential, das den neuen technischen Möglichkeiten innewohnt, dürfe aber nicht außer Acht gelassen werden, dass Google, Facebook und Co. mehr und mehr Zeit gewidmet wird, die an anderer Stelle eingespart werden muss – etwa bei ehrenamtlichen Engagements, bei kreativen Tätigkeiten … Haslauer gibt zu denken: „Was heißt das für die eigenständige Kreativität, für das selbstständige Lernen?“ Die Bildungspolitik sei hier gefordert, mit der Herausforderung dieser kulturellen Veränderungen umzugehen.

 Die Politikwissenschafterin und Eröffnungsrednerin Kathrin Stainer-Hämmerle näherte sich dem Tagungsthema naturgemäß aus dem Blickwinkel der Politik, die sowohl den öffentlichen Raum als auch das persönliche Lebensumfeld gestaltet. Sie stellte Vergleiche mit der Welt des Sport an, wo es klare Regeln gäbe, eine definierte Spieldauer, klare Gewinner und Verlierer und trotzdem ein partnerschaftliches Shake-hands im Anschluss an das Spiel. Die Welt abseits des Fußballrasens sei allerdings gekennzeichnet durch sich stark verändernde Bedingungen, wenig Vorhersehbarkeit und komplexe Zusammenhänge, die unser Leben undurchschaubarer machen. Unsicherheit wiederum führe zu Vertrauensverlust in die Politik und fördere autokratische Tendenzen in einer Gesellschaft. Eine Politik, die Partizipation zulässt und mit den Bürger/innen kommuniziert, würde diesen Entwicklungen entgegenwirken. Es brauche im Zusammenleben gemeinsam gestaltete Räume, in denen sich Menschen begegnen, auf einen gemeinsamen Dialog einlassen, Argumente austauschen, andere Meinungen zulassen und gemeinsame Lösungen finden. „Diese Räume müssen wir von der Politik einfordern, aber selbst mit Leben und Demokratie füllen“, so Stainer-Hämmerle. Bürger/innen wird dabei Verantwortung, Vertrauen, Kooperation und die Bereitschaft zu teilen abverlangt. Demokratie gelte es in allen Gesellschaftsräumen zu leben – in der Schule, im Beruf, im persönlichen Gespräch – mit dem Bewusstsein: „Politik kann nicht abgeschafft werden, Demokratie aber sehr wohl“.


CK, Juli 2018