Wiener Psychologe bei Tagung in Salzburg: Jeder Mensch ist wertvoll
Am Mittwoch wurde die 71. Internationale Pädagogische Werktagung zum Thema „Zuversicht stärken“ eröffnet. Georg Fraberger als Eröffnungsvortragender mit Plädoyer für gegenseitige Wertschätzung.
SALZBURG (eds) / Am Mittwochabend wurde in der großen Universitätsaula in Salzburg die 71. Internationale Pädagogische Werktagung eröffnet. Die Tagung geht noch bis Freitag u. a. den Fragen nach, wer auf welche Weise Zuversicht definiert und, wie Empowerment, Resilienz, Krise und Zuversicht zusammenhängen. Andreas Paschon betonte in seinen einführenden Worten: „Um Zuversicht zu stärken, brauchen wir Menschen, die unterschiedlichste Konzepte umsetzen.“ Bereits in der Krise dürfe man Hoffnung und Zuversicht schöpfen. Es ist die erste Internationale Pädagogische Werktagung mit Paschon als neuen Präsidenten. Er folgte dem Theologen und Pädagogen Anton Bucher nach. Ein Plädoyer für die Wertschätzung, speziell von Kindern, hielt der Wiener Psychologe, Autor und Speaker Georg Fraberger, er ist für Paschon ein „Mutmacher“.
Die Wertschätzung zählt
Das Wichtigste für Georg Fraberger ist der Wert eines jeden Menschen, damit er nicht böse wird, es zähle die aktive Wertschätzung: „Jeder, dem gezeigt wird, dass er wertvoll ist und, der geachtet wird, ich kann mir nicht vorstellen, dass der böse werden kann.“ Der Pädagogik komme hier ein großer Stellenwert zu. „Die kindliche Seele braucht unbedingt die Wertschätzung, ohne die geht es gar nicht.“ Zudem sei es unbedingt notwendig, dass Kinder gefördert werden. Er sprach im Eröffnungsvortrag zum Thema „Zuversicht als Lebenschance“ über Hoffnung und Zuversicht, Resilienz und Angst.
„Zuversicht kann existenziell sein“, führte Fraberger aus. Wenn jemand in seine Praxis komme, höre er oft: „Ich will/kann nicht mehr.“ Mit Zuversicht heiße die Feststellung: „Ich will/kann SO nicht mehr.“ Fraberger selbst sieht sich als „Bindeglied zwischen Philosophie und Medizin“. Als Psychologe versuche er, „ein Gefühl zu verändern. Kein Gefühl ist ein Fehler in der Natur.“ Es gelte, den passenden Umgang damit zu finden. Der Vater von fünf Kindern spricht aus Erfahrung, wenn er daran erinnert, dass eine gesunde Entwicklung Freiheit braucht und Mut. „Wir brauchen den Mut, zu scheitern zu jeder Zeit“, denn das Leben kann sich zu jeder Zeit ändern. „Wenn wir an der Seele arbeiten, kann die Medizin ganz anders arbeiten“, unterstrich er.
Unter den rund 500 Teilnehmenden aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und aus Litauen waren u. a. der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, Weihbischof Hansjörg Hofer, Vertreter des Domkapitels und des Konsistoriums der Erzdiözese Salzburg, Caritas-Österreich-Präsident Michael Landau, die Präsidentin der Katholischen Aktion Salzburg, Elisabeth Mayer, und der Vorsitzende des Katholischen Bildungswerkes Salzburg, Andreas Seidl. Das Land Salzburg und die Stadt Salzburg war durch Bildungslandesrätin Daniela Gutschi vertreten. Zudem waren zahlreiche aktive und ehemalige Landtagabgeordnete und Gemeinderäte der Stadt Salzburg aller Parteien und diverse Beamte aller Körperschaften vom Bund abwärts gekommen.
Grußworte
Für Erzbischof Franz Lackner scheint Zuversicht „so etwas wie die Schwester der Hoffnung zu sein. Die Hoffnung geht über die Welt hinaus“, betonte er in seinen Grußworten. „Wer weiß, wozu das gut ist“: Dieser Satz seiner Mutter habe ihm als Kind in den 1950er-/1960er-Jahren Zuversicht in scheinbar aussichtslosen Situationen gegeben.
Caritas-Österreich-Präsident Michael Landau erinnerte daran, dass Entscheidendes im Alltag geschieht. „Unser Glaube wird im Heute und hier konkret. Was zählt, sind die Taten. Veränderung beginnt im Kleinen. Und es kommt auf jede und jeden an.“ Er würdigte den internationalen Charakter der Tagung, den interessierten, wertschätzenden Blick über den Tellerrand hinaus und das Engagement der Teilnehmenden: „Sie stehen für eine Kultur des respektvollen Dialogs. Dass dieser ein Stück weit in die Gesellschaft hineinstrahlt, wäre mein Wunsch am Beginn dieser Tagung.“ Es gelte, das Gelingende zu stärken. Pädagoginnen und Pädagogen „stellen sich der entscheidenden Aufgabe, Kindern Zuversicht zu geben“. Für Landau ist Bildung entscheidend zur Armutsprävention und Armutsbekämpfung. „Die Arbeit mit Kindern ist besonders wichtig und wertvoll. So gilt es, auch gesellschaftlich, alles daran zu setzen, noch mehr Menschen dafür zu begeistern.“ Dafür sei die Verbesserung der Rahmenbedingungen „unerlässlich“.
Bildungslandesrätin Daniela Gutschi überbrachte Grußworte des Landeshauptmannes Wilfried Haslauer und des Bürgermeisters der Stadt Salzburg, Harry Preuner. Durch die Pandemie sei die Zuversicht verloren gegangen. Doch sie sollte wieder in den Fokus rücken. „Die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit Psychischen Problemen ist gestiegen. Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem.“ Die Gesellschaft brauche jetzt positive Nachrichten, Zusammenhalt und Wertschätzung.
Pädagogische Fachtagung
Die Internationale Pädagogische Werktagung gilt mit jährlich etwa 500 Teilnehmenden als eine der wichtigsten pädagogischen Fachtagungen im deutschsprachigen Raum. Sie richtet sich an Personen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, und findet noch bis 14. Juli statt. Veranstaltet wird die jährliche Tagung vom Katholischen Bildungswerk Salzburg in Kooperation mit der Caritas Österreich, der Paris Lodron Universität Salzburg und erstmals mit der Pädagogischen Hochschule Salzburg Stefan Zweig. Unterstützt wird die Tagung vom Land und der Stadt Salzburg. (Infos:
www.bildungskirche.at/werktagung)
Bild: Hiwa Naghshi/eds