Kunst und Handwerk

Künstlerisches Multitalent, Handwerker, Architekt, Autonarr, Segelflugpilot, bekennender Patriarch, Zigarrenliebhaber, Weltreisender, Gläubiger: Johann Weyringer ist nur schwer in eine Schublade zu stecken. Über seinen künstlerischen Werdegang, seine Arbeit und seine Persönlichkeit sprach er als letzter Gast der Veranstaltungsreihe "Erlebtes erzählt" vor kurzem in der Stadtbibliothek Salzburg.

Aufgewachsen ist Johann Weyringer in einem Wirtshaus in Sighartstein, wo er bald seine Liebe zum Zeichnen entdeckte und sich mit dem Verkauf seiner Werke an Sommerfrischler ein erstes Taschengeld verdiente. Seine Schullaufbahn war durchwachsen, zum Entsetzen der gläubigen Mutter reichte es in Religion nur für die Note 4. Ab seiner Lehrzeit als Tischler brillierte er allerdings und konnte sein Talent für Gestaltung und Ästhetik zur Geltung bringen. Seine Berufsausbildung prägte auch nachhaltig sein Selbstverständnis: "Ich bin Handwerker und das ist auch die Grundlage für vieles, das ich mache." In Wien schloss Weyringer an der Akademie für angewandte Kunst schließlich sogar ein Architekturstudium ab, wofür er auch die Matura nachholte.

Das Handwerk bezeichnet der sechsfache Vater als eine sehr wichtige Welt und Basis seines Tuns. Aus teils utopischen Ideen und Projekten heraus ist über die Jahre vieles dazugekommen und neue Welten sind erwachsen. Der Vielarbeiter Weyringer schuf in den letzten Jahrzehnten unzählige Gemälde und Skulpturen, plante und gestaltete Gebäude und den öffentlichen Raum, kreierte zum Beispiel die Wort-Bild-Marke des SalzburgerLand. Seine Werke umfassen erotische Akte genauso wie sakrale Motive. Er porträtierte Papst Benedikt XVI und bezeichnete das Treffen mit dem damaligen Kirchenoberhaupt als "die Begegnung meines Lebens". Vieles in seinem Leben erscheint dem Neumarkter als glückliche Fügung: "Auch in der wildesten Revolutionszeit wusste ich immer: es führt mir jemand die Hand." Und was ist dem Künstler Johann Weyringer wirklich wichtig im Leben? Nach einer Pause setzt er an: "Die Nächstenliebe - wenn man's zusammenbringt, der Himmelvater, interessanterweise der Erzengel Michael, meine Familie, das Miteinander, das Weib - und fragt mich nicht nach Gender! - und natürlich die KUNST!"

Die Veranstaltungsreihe "Erlebtes erzählt" wurde vom Katholischen Bildungswerk Salzburg in Kooperation mit der Stadtbibliothek Salzburg und dem Verlag Anton Pustet durchgeführt. Zehn bekannte Salzburger Persönlichkeiten erzählten aus ihrem Leben. Diese Erzählungen wurden in den historischen Kontext gestellt und musikalisch umrahmt. Sämtliche Interviewabende werden als Sammelband im Frühjahr 2018 vom Verlag Anton Pustet herausgegeben.


C.K., Oktober 2017

zurück zur Übersicht